Bad Ischl und die Sissi-Morde

 

Es liegen nur ein paar Schritte zwischen dem Haus meiner Kindheit und der Kaiservilla,

dem Sommersitz von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Ich stehe vor dem Eingang zum Kaiserpark, und vor mir steht Sissi. Sissi ist aus Sperrholz, ein lebensgroßes Konterfei von Romy Schneider in der Rolle der jungen Kaiserin. Es heißt, Romy Schneider habe diese Rolle gehasst.

Die Sissi vor mir jedenfalls strahlt mich an. Es ist ja auch alles lange her. Romy Schneider hätte inzwischen bereits ihren achtzigsten Geburtstag gefeiert, und Kaiserin Elisabeth ist seit

über 120 Jahren tot. Aber hier in Bad Ischl ist sie noch lebendig. Man trifft sie an allen Ecken und Enden, vor allem in allen Schaufenstern in Form von Sissi-Gemälden und unzähligen Sissi-Souvenirs vom Sissi-Tee bis zu Sissi als Barbiepuppe. Sissi ist in Ischl noch sehr viel präsenter geworden, seit ich das letzte Mal hier war, stelle ich fest. Und natürlich ist es die charmant-naive und herzige Sissi aus den Marischka-Filmen, die bis heute den Fremdenverkehr ankurbelt.

 

Dabei legt man in Ischl enormen Wert auf Modernität. Man ist „in“ in Ischl. Mein Blick geht über die Straße zum alten Busparkplatz, der schon „Busterminal“ hieß, als es fast überall nur Bushaltestellen, Busbahnhöfe und eben Busparkplätze gab. Ischl, so scheint es mir, übt den Spagat zwischen Nostalgie und Fortschrittsbegeisterung. Durchaus mit Erfolg und durchaus auch auf eine sehr liebenswerte Art,

wie die Existenz von Lokalen wie das „k.u.k. Beisl“, und der „k.u.k. Hofwirt“ oder das fröhliche Kaiserfest im August zeigen. Aber er birgt auch Risiken und Nebenwirkungen, der Spagat,

Stoff für Konflikte.

 

Was, so habe ich mich gefragt, was würde passieren, wenn man im Rahmen des alljährlichen Lehár-Festivals in Ischl das Musical „Elisabeth“ aufführen würde? Das Musical zeichnet ein anderes und ehrlicheres Bild der bis heute vergötterten Kaiserin als das der herzigen Sissi.

Es zeigt auch ihre dunklen Seiten, von denen es wohl nicht allzu wenige gab. Was also würde passieren? Für jemanden, der Krimis liebt und schreibt, kann es nur eine Antwort geben:

Mord und Totschlag.

 

Was liegt näher, als die Idee um dieses Musical zum Auftakt zu einer Krimi-Reihe werden zu lassen, die hier, im „Herzen des Salzkammerguts“ spielt. Bad Ischl ist ein Geschenk.

Nicht nur, aber auch für Krimiautoren und -autorinnen.